Samstag, 27. Dezember 2008

Bomben auf Gaza

Wie man ja auch in den deutschen Nachrichten lesen kann, wurde heute bei einem Angriff auf Gaza mindestens 195 Palästinenser getötet und über 200 verletzt.
Wenn der Kommentar der Bundesregierung dazu nur ist, dass Israel das Recht zur Selbstverteidung hat und nur vielleicht ein bisschen mehr Rücksicht auf Zivilisten nehmen könnte und Steinmeier dann von sich gibt : "Für die einseitige Aufkündigung der Waffenruhe mit Israel durch die Hamas fehlt der Bundesregierung jedes Verständnis" (quelle jeweils), ist das meiner Meinung nach beschämend im Hintergrund der Deutschen Geschichte und im Widerspruch zu den Menschenrechten. Denn wenn alle Menschen gleich viel Wert sind und das Recht auf Leben haben, darf nicht die Kollektivstrafe von 1.5 Millionen Menschen, die hungern und frieren müssen, die eingesperrt sind und keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, geduldet werden. Dann darf man nicht von einer Waffenruhe mit den Palästinensern reden, denn es war immer nur Gaza nicht mehr besetzt sondern belagert. In der Westbank ist Israel weiterhin Besatzer und Besiedler.
Natürlich sind die Qassam-Raketen schlimm.
Aber nicht verhältnismäßig.
Durch ca. 5000 Qassams sind seit 2004 insgesamt 16 Israelis getötet worden. (Quelle: Jewish Voice for Peace) Durch 30 Israelische Raketen allein heute sind mindestens 195 Palästinenser getötet worden.
Ich will auf keinen Fall die Gewalt der Hamas-Brigaden, Islamisch Dschihad etc. rechtfertigen oder verteidigen. Aber die dauerhafte Unterdrückung der Palästinenser macht sie gut nachvollziehbar.
Sehr wütend macht mich auch die sehr unausgewogene Berichterstattung in den deutschen Medien. Man kann einfach nicht von einem einseitigen Bruch der Waffenruhe sprechen. Denn auch wenn man die Blockade Gazas ausser acht läßt, wurden seit dem die Waffenruhe bröckelig geworden ist 5 Palästinenser und kein Israeli getötet.
Wer sich für den Konflikt interessiert kann als Alternative bzw. zusätzlich zu den deutschen Medien Al Jazeera und Haaretz lesen, da hat man sowohl nen arabischen als auch nen direkt jüdischen Eindruck der Ereignisse. (Wenn auch in Englisch)

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hallo Jonathan, ich hoffe dir geht es gut. Schlimm hier zu sitzen, wenn man weiß, dass du direkt im Geschehen stehst und alles miterlebst. Ich denke, dass ich das was du wolltest.
Ich wünsche dir und all deinen neuen Freunden einen guten Rutsch in das neue Jahr und hoffe, dass es einigermaßen ruhig zugeht.
Beste Grüße Maren

Alex Koerfer hat gesagt…

Hallo Jonathan,

ich wünsche dir ein frohes neues Jahr 2009. Ich habe deinen Artikel sehr interssiert gelesen, kann dir auch in einigen Punkten beistehen, muss dir aber in einem Punkt ganz klar widersprechen: Du wiegst hier die Zahlen der Opfer der Israeli und der Palistinänser gegeneinander auf. (16 Israeli/195 Palistinänser oder in einem anderen Teil: "5 Palistinänser und kein Israeli")

Man darf und kann die Opferzahlen nicht gegeneinander aufwiegen. Diesen Fehler hat man schon damals mit den Konzentrationslagern und den Gulagsystemen in der UdSSR gemacht.

Jonathan hat gesagt…

Grundsätzlich stimme ich dir schon zu, dass man Leben nicht aufwiegen kann. Aber ich stehe trotzdem zu dem Argument was ich gebracht habe, da es meiner Meinung nach hier nicht ums bloße abwiegen, sondern um eine Unverhältnissmäßigkeit geht. Israels begründung für den Krieg ist ja, dass das jüdische Volk von Raketen beschützt werden soll. Und in dem Zusammenhang, denke ich, dass es ok ist Opferzahlen zu nennen, weil sie sich so stark unterscheiden. Denn in dem Krieg sind jetzt über 700 Palästinenser und ca. 10 Israelis gestorben. Einen selbstverteidigungs Krieg, in dem um das eigene Volk zu beschützen einige (schuldige) Menschen gezielt umgebracht werden halte ich für falsch, aber ich kann verstehen, dass so ein Krieg untersützung findet.
Einen "selbstverteidigungs Krieg" in dem aber zichfach mehr Menschen, zum (großen?) Teil unschuldige Menschen (über 200 Kinder...) umgebracht werden, als je auf eigener seite zu Schaden gekommen sind, halte ich für faschistisch.

Anonym hat gesagt…

Ich halte Dich ja für einen durchaus fähigen Diskussionspartner, aber deine letzte Aussage ist in diesem Fall arg Phrasendrescherei. Ich denke, dass "faschistisch" hier als Begriff arg daneben gegriffen ist.

Allerdings möchte ich dir erstmal auch zustimmen, ich halte diesen Krieg für falsch. Eigendlich müsste die Erfahrung mit Gruppen wie der Hamas, z.b. Hisbollah im Libanon oder auch Kriege der USA gezeigt haben, dass es nicht besonders sinnvoll ist mit konvenzionell militärischen Mitteln dagegen vorzugehen.

Der ganze Konflikt ist ja auch tiefgreifender zu betrachten, von daher würde ich auch in der derzeitigen Eskalation keiner der beiden Seite hier eine allein Schuld geben, da es beide Gruppen,
Israels Regierung und Hamas betrifft. Die Hamas ist aus meiner Sicht nicht repräsentativ für den Gazastreifen, weil es zwar die Wut und Hilflosigkeit der Menschen darstellt aber keinen sinnvollen Weg zum Frieden im Nahen Osten.
Die Hamas geht die zivilen Opfer kalkuliert ein, weil sie sich davon Vorteile verspricht um die anderen Palestinenser und die arabische Liga zum eingreifen zu bewegen.

Abschließend möchte ich noch sagen, dass Kriege generell nicht als "verhältnismäßig" oder eben anders einzustufen sind. Das ist aus meiner Sicht kein legitimes Argument.

LG
Mark

Jonathan hat gesagt…

Faschistisch ist für mich der Gedanke, dass Menschen einer bestimmten Gruppe mehr Wert sind als die einer anderen.
Diesen "Gedanken" (ob den Israelis bewusst oder nicht) sehe ich in der israelischen Kriegspolitik.
Darum halte ich diesen Krieg für faschistisch.

Anonym hat gesagt…

Inwieweit diese Gedanken in
den Köpfen der Israelis sind,
kann ich nicht beurteilen, da
ich, im Gegensatz zu dir, auch
keine Israelis kenne.

Wobei ich im Endeffekt nicht die
Anzahl der Toten auf Seiten Israels
sehen würde, als vielmehr die Provokationen bzw. die Anzahl der
Raketen. Sie mögen ungezielt sein und vergleichsweise geringes Vernichtungspotential haben. Trotzdem stellen sie eine Gefahr für Gebäude und Bewohner dar.

Jonathan hat gesagt…

Die Blokade des Gaza Streifens sollte man dabei allerdings auch nicht außer acht lassen. 1.5 Millionen Menschen mit stark eingeschrängter Bewegungsfreiheit, schlechter medizinischer Versorgung, wie auch mit sehr wenig Lebensmitteln und Energie.

Anonym hat gesagt…

Das stelle ich nicht in den Hintergrund, das ist auch einer der Gründe, warum sich Israel nicht wundern brauch, das die Hamas so leicht Anhänger findet im Gazastreifen. Israel müsste den Palestinensern die Möglichkeit geben ordentlich zu leben. Im gleichen Zuge müssten aber die arabischen Länder aber auch Israel akzeptieren.

Mark

Jonathan hat gesagt…

Das ließt sich so, als würden sich die arbischen Staaten da stark sträuben. Die arabische Liga (22 Staaten) haben Israel angbeoten es in den Grenzen von 67 anzuerkenn (und die 67er Grenzen sind ür Israel "günstiger" als die UN-Grenzen von 49). Israel wollte aber die Siedlungen nicht aufgeben.