Samstag, 27. Dezember 2008

Bomben auf Gaza

Wie man ja auch in den deutschen Nachrichten lesen kann, wurde heute bei einem Angriff auf Gaza mindestens 195 Palästinenser getötet und über 200 verletzt.
Wenn der Kommentar der Bundesregierung dazu nur ist, dass Israel das Recht zur Selbstverteidung hat und nur vielleicht ein bisschen mehr Rücksicht auf Zivilisten nehmen könnte und Steinmeier dann von sich gibt : "Für die einseitige Aufkündigung der Waffenruhe mit Israel durch die Hamas fehlt der Bundesregierung jedes Verständnis" (quelle jeweils), ist das meiner Meinung nach beschämend im Hintergrund der Deutschen Geschichte und im Widerspruch zu den Menschenrechten. Denn wenn alle Menschen gleich viel Wert sind und das Recht auf Leben haben, darf nicht die Kollektivstrafe von 1.5 Millionen Menschen, die hungern und frieren müssen, die eingesperrt sind und keinen Zugang zu medizinischer Versorgung haben, geduldet werden. Dann darf man nicht von einer Waffenruhe mit den Palästinensern reden, denn es war immer nur Gaza nicht mehr besetzt sondern belagert. In der Westbank ist Israel weiterhin Besatzer und Besiedler.
Natürlich sind die Qassam-Raketen schlimm.
Aber nicht verhältnismäßig.
Durch ca. 5000 Qassams sind seit 2004 insgesamt 16 Israelis getötet worden. (Quelle: Jewish Voice for Peace) Durch 30 Israelische Raketen allein heute sind mindestens 195 Palästinenser getötet worden.
Ich will auf keinen Fall die Gewalt der Hamas-Brigaden, Islamisch Dschihad etc. rechtfertigen oder verteidigen. Aber die dauerhafte Unterdrückung der Palästinenser macht sie gut nachvollziehbar.
Sehr wütend macht mich auch die sehr unausgewogene Berichterstattung in den deutschen Medien. Man kann einfach nicht von einem einseitigen Bruch der Waffenruhe sprechen. Denn auch wenn man die Blockade Gazas ausser acht läßt, wurden seit dem die Waffenruhe bröckelig geworden ist 5 Palästinenser und kein Israeli getötet.
Wer sich für den Konflikt interessiert kann als Alternative bzw. zusätzlich zu den deutschen Medien Al Jazeera und Haaretz lesen, da hat man sowohl nen arabischen als auch nen direkt jüdischen Eindruck der Ereignisse. (Wenn auch in Englisch)

Weihnachten

Maya ist über Weihnachten nach Hause geflogen. Der Rest von uns, also Marvin, Sebastian, Sonia und ich waren vom 24. auf den 25. in Bethlehem.
Nach Trampen Latrun-Jerusalem, Arabischer Bus Jerusalem-Checkpoint, und Taxi Checkpoint-Bethlehem, waren wir so gegen 2 Uhr in Bethlehem vor der Geburtskirche.
In der Innenstadt war es schon recht voll, deutsche Medien haben von 30.000 Menschen berichtet. Ich halte das schon für ein wenig übertrieben, aber es war viel los, es gab viele Märsche mit Musik durch die Stadt und es gab eine Bühne vor der Geburtskirche.

Angeblich war wohl auch der palästinensische Ministerpräsident Abbas da, wir haben ihn aber nicht gesehen.
Wir sind dann ein bisschen durch Bethlehem gegangen und haben Falafel gegessen, Sonia war ja auch noch nicht dort gewesen.
Geplant war, dass wir in Thalita Kumi übernachten, dass ist in Bet Jala, ca. 15 Minuten mit dem Bus von Bethlehem. Dort sind wir dann hin, um uns die Schlüssel für unser Zimmer zu holen. Wir hatten am 22. noch ohne Problem ein Zimmer mit Frühstück für 10€ pro Person kriegen können.

Anschließend sind wir zurück nach Betlehem gefahren. Abends wurde auf der Bühne vor der Geburtskirche spanische Musik gespielt und es war gute, ausgelassene Stimmung, nicht so besinnlich, typisch weihnachtlich wie man das aus Deutschland kennt.

Temperaturmäßig war es schon eher deutsch, wenn auch vielleicht für deutsche Verhältnisse noch recht warm, für uns richtig kalt, das kälteste was ich hier bisher erlebt habe, so ca 8 Grad.

Später am Abend ist es uns durch einfaches (dreistes) fragen gelungen, aufs Dach vom Rathaus zu kommen. Das Dach liegt gegenüber von der Geburtskirche und dort war eigentlich nur die Presse und die Polizei angesiedelt.
Das Bier schmeckte von da oben besonders gut.
Wie auch immer, man hatte nen guten Ausblick und ne gute Sicht auf die Geburtskirche.

Anschließend sind wir zurück nach Thalita Kumi gefahren. Am nächsten Morgen haben wir einen Gottesdiesnt in dem katholischen Teil der Geburtskirche besucht, da wir für den evangelischen leider zu spät waren.
Aufgrund des Regens, der über Nacht relativ stark eingesetzt hatte, sind wir dann mit nem kleinen Umweg durch die Altstadt von Jerusalem nach Hause gefahren.
Abends ist Marvins Freundin angekommen und wir haben zusammen selbstgemachte Pizza und Schokoladen-Fondue gegessen.

Montag, 22. Dezember 2008

december 18th

Letzten Donnerstag waren wir auf der Demo von der december18th Aktion, über die ich hier ja auch geschrieben habe.




Insgesammt sind ca. 22.000 Unterschriften zusammen gekommen und ca. 17000 der Briefe wurden auf der Demo gegenüber vom Verteidigungs Ministerium versucht abzugeben.

Die Soldaten am Tor wollten die Briefe nicht annehmen und nach längerer Diskusion wurden die Briefe dann vorm Tor abgestellt.

Es ist zwar traurig zu sehen, dass der Verteidungsminister von Israel bzw. seine Beamten nicht einmal Beschwerdebriefe annehmen, aber immerhin wurde in den israelischen Nachrichten von der Aktion berichtet. (Wenn auch nur wenig und nur in "linken" Nachrichten)


http://december18th.org/

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Die Zeit...

... schreitet voran. Vorgestern ist Bea gefahren und gestern eine neue Volontärin, Sonia, aus der Schweiz gekommen.

Dass Advent ist, sieht man auch bei uns, trotz Temperaturen von deutlich über 20 Grad am Tag.

Unser Adventskranz, mit Stacheldraht im Inneren.


Mein Adventskalender

Bethlehem Tel Aviv

Am Samstag waren wir in Bethlehem um auf den Weihnachtsmarkt zu gehen, der aber leider nicht statt fand (Wir waren da irgendwie falsch informiert, der war nur am ersten Advent).
Zumindest hat Marvin sich noch auf der Mauer verewigt:

Von Bethlehem sind wir dann nach Jerusalem gefahren und von dort aus mit nem Privatbus nach Tel Aviv. Der Bus war von Peace Now und wir waren auf einer Demo gegen die Siedlergewalt in Hebron. Die größte Demo in Israel auf der ich bisher war (nur Israel nicht Palästina), so ca 250 Leute würd ich schätzen.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Fw: What they mean to me and my son.

Aus einem New Profile (http://www.newprofile.org/default.asp?language=en, eine Israelische Friedensbewegung) Newsletter, ein Brief von Yuvals Mutter (leider nur in Englisch).

A note from Ayelet Ophir-Auron,
mother of jailed Shminist Yuval
Ophir-Auron.

Dear Dorothy,

It's hard to believe that people all around the world are learning about my 19-year-old son Yuval. I know that I'm proud of him. I just never expected the world to be proud of him. I can't thank you strongly enough for your words of support for Yuval and his fellow activists and friends.

As I write this, Yuval's in jail, serving his second term. We don't know how or when this will end.

When Yuval was 9 years old he met Palestinians for the first time while we were visiting them after being liberated from jail as administrative detainees. I think this was probably the first time something in his naïve conception about good and bad was broken and he began to ask questions.

It's hard to be a mother of a kid like this. I want him to be enjoying his teenage years. I want him to benefit from the fruits of my and Yuval's father's labor, and I want him to live in a world where he doesn't have to serve in a military that occupies another people. I am sad that I haven't been able to create that world for him. But I am proud that he's trying to create it for himself.

Here's why it matters that the rest of the world is paying attention to Yuval, Raz, and the other Shministim.

The Israeli government would like nothing better than to believe that everyone in the world supports Israel unconditionally. Hell, even people in Israel don't unconditionally support it.

The sad fact is that the occupation is destroying us all- Israelis and Palestinians alike. Supporting the Shministim is a way to do your part to end the occupation and bring comfort and well-being to our peoples.

Like you, I sent a letter. Now I want you to tell everyone you know about the Shministim.


Please click on this tell-a-friend link now and spread the word.
Your support means so much to my son and his friends, to me, to all of us who want and deserve a real future in this part of the world.

Thank you,

Ayelet Ophir-Auron
Neve Shalom-Wahat al Salam, Israel



Donnerstag, 27. November 2008

Refuse


I belief
that a group which fights
with guns and always
follows straight.
Will never improve
anything of worth.
Will never build peace
but get out of control.

Refuse to go,
to fight for,
to escalate
the conflict more.
Refuse to go
but stand, hold on,
to peace and show:
You can refuse to go.

And I belief
that peace will grow
where people talk
and people love.
Conversation,
understanding,
but first objection
against the system.

Gewidmet Yuval.

Yuval


Am Montag ist Yuval erstmal für 14 Tage ins Gefängnis gegangen. Dann kommt er wieder für 2-3 Tage frei und muss dann erneut verweigern und wieder ins Gefängnis (es sei denn, er geht doch zur Armee ( zum Glück sehr unwahrscheinlich). Wir als Volontäre wollten selbstverständlich auf die Demonstration für ihn am Montagmorgen in Tel Aviv gehen und hatten uns auch Mitfahrgelegentheiten aus dem Dorf besorgen können.
Wir waren schon ein wenig enttäuscht, dass es anscheinend viele aus dem Dorf nicht interessiert, dass ein Nachbar dafür eingesperrt wird, dass er sich wiedersetzt kriegerisch zu sein, denn es waren nur so knapp 20 Leute aus dem Dorf da. Darunter wir Voluntäre und Yuvals Familie. Das heißt noch so 8 andere aus dem Dorf, davon die Hälfte unter 16.
Was uns aber schon richtig geärgert hat, war, dass uns dann am Vorabend Eyas, Dorit und Raida mehr oder weniger verbieten wollten zu der Demo zu gehen,
zum Einen, weil ja die Demos in Israel gefährlicher seien als die in Palästina, weil man da verhaftet werden könnte und aus dem Land ausgewiesen und zum anderen, weil Neve Shalom nicht als "Verweigerer Dorf" darstehen soll.
Das erste ist auf den Demos freitags meiner Meinung nach wahrscheinlicher und alles in allem unwahrscheinlich und das zweite - meiner Meinung nach - ne Scheißeinstellung.
Wir haben uns dann jedoch weder vom Dorf noch von der Armee/Polizei abschrecken lassen und haben Yuval unterstützt.

Die eigentliche Demo war dann relativ unspektakulär. Es waren so ca. 50 Leute da, es gab ein paar Sprechchöre und relativ viele Passanten haben uns im Vorbeigehen beschimpft.
Es war halt der gleiche Tag und gleiche Ort an dem auch ganz viele andere Soldaten eingezogen wurden. Ein paar haben auch angefangen mit den Demonstranten so zu diskutieren:

Nach ungefähr ner Stunde ist Yuval dann losgegangen, es wurde laut geklatscht und gepfiffen und seine Familie durfte noch ein Stück weiter mit.
In 8 Tagen darf Yuval dann einmal Besuch und Post empfangen, ansonsten 2 Minuten am Tag telefonieren. Im Moment ist er laut seiner Mutter ein bisschen "down" aber an sich ganz ok.

Yuval (der, den man am besten erkennen kann) kurz vorm Gefängnis.

Ein Link und eine Aktion über/für Kriegsdienstverweigerer in Israel:
http://december18th.org/
Wo ihr alle bitte mitmachen könnt. Einfach (in nem vorgefertigtem Formular) an die Israelische Regierung schreiben, wie unrecht die Inhaftierung von Verweigeren ist.

Volontärstrip 3

Letzte Woche haben wir wieder nen Ausflug gemacht, weil wir im Oktober keinen gemacht hatten, haben wir jetzt 2 gemacht.

Diesmal sind wir zunächst nach Sederot gefahren, das relativ nahe an Gaza liegt und öfters mit Kassam-Raketen aus dem Gazastreifen beschossen wird. Wir haben uns da ein bisschen mit den Leuten unterhalten, wie es ist mit dieser Gefahr zu leben.
Kassam "Raketen" sind jedoch kaum zu vergleichen mit den Armee Helikoptern und Panzern, die von den Israelis als Vergeltung eingesetzt werden, bzw. weswegen die Kassamraketen fliegen.

Blick auf Gaza
Kassams bestehen hauptsächlcih aus Beton, haben keine Sprengkraft, sondern werden einfach nur mit etwas Explosivem gezündet um so weit zu fliegen. Das heißt, sie richten auch nur genau da Schaden an wo sie aufkommen und man kann mit ihnen nicht zielen.
Wir sind dann weiter gefahren, an eine Militärbasis und einen Kibbuz, jeweils ca. 500m vor Gaza, einfach um uns das mal anzugucken.
In dem Kibbuz haben Marvin und Maya einen Juden angesprochen, ob es nicht gefährlich ist hier zu wohnen. Er hat zurückgefragt wo wir herkommen. "Deutschland". "Ja da ist es doch auch gefährlich, da gibts schließlich auch Araber"

Maya und Sebastian
Dann sind wir nach Aschqelon gefahren und sind schwimmen gewesen. Sowohl die Temperatur von der Luft als auch die von dem Meer waren denen von Holland im August sehr ähnlich.
Danach waren wir dann noch mit ganz nettem Blick essen:

Erster Rundbrief

Liebe Unterstützer, liebe Freunde und Bekannte,

seit zweieinhalb Monaten bin ich jetzt schon hier in Wahat al- Salam/Neve Shalom, der Oase des Friedens. In diesem ersten Abschnitt meines Freiwilligen-Jahres habe ich schon vieles erlebt und gesehen.
Zunächst allgemein zu meinem Projekt: Wahat al- Salam/Neve Shalom ist ein Dorf, in dem 55 Familien leben, das sich in der Nähe von dem Kloster Latrun und auf ungefähr halbem Weg zwischen Tel Aviv und Jerusalem befindet, und das bis Anfang des Jahres noch Neve Shalom/Wahat al- Salam hieß. In dieser Gemeinschaft leben zu gleichen Teilen arabisch-palästinensische und jüdische Familien und Ziel des Dorfes ist es zu zeigen, dass beide Völker/Nationen friedlich miteinander leben können. Peace is possible.
Gegründet wurde das Dorf 1970 von dem katholischem Priester Bruno Hussar. Einer seiner Hauptgedanken war dabei das Zusammenleben der Religionen (Christen, Muslime/Moslems und Juden), dies ist jedoch aus meiner Sicht in den Hintergrund gerückt, da viele Familien im Dorf säkular sind.
Neben den Wohnhäusern der Familien umfasst das Dorf die School for Peace, ein Gästehaus (Hotel), einen Swimmingpool, ein Auditorium, das pluralistische Spiritual Center, das House of Silence, einen Kindergarten und eine Grundschule (in der ich arbeite) sowie unser Volonteers-Haus.
Im Moment sind wir 5 deutsche Volontäre, es ist aber nicht immer so, dass alle Volontäre aus Deutschland kommen und bis vor einem Monat waren z.B. auch noch eine Engländerin und eine Italienerin da.
Neben mir sind dann momentan noch Marvin, Sebastian, Maya und Bea da. Unser „Haus“ besteht aus 3 „Units“, in denen jeweils 2 Zimmer und ein Bad sind, einem Innenhof, einer Küche, einem Wohnzimmer und einer Dachterrasse.
Marvin arbeitet im Gästehaus, das im Grunde einfach ein Hotel ist, in das Leute kommen können, die sich für WASNS interessieren oder einfach Urlaub machen möchten.
Sebastian arbeitet als Construction Worker im Hausmeisterbereich sowie in den Gärten des Dorfes. Bea arbeitet im Spiritual Center und im Office. Das Spiritual Center besteht (im Grunde) aus 2 Seminarräumen und wird meist an Gruppen von außerhalb vermietet. Ab und zu wird es auch für Events aus dem Dorf genutzt. Beispielsweise wurde im Ramadan dort viermal Ifta, das Fastenbrechen, gemeinschaftlich gefeiert oder auch Sukkot, das Laubhüttenfest der Juden.
Maya und ich arbeiten zusammen in der Grundschule. Die Grundschule in NSWAS ist eine von 3 bilingualen Schulen in Israel und war längere Zeit die einzige. Wie auch im Rest des Dorfes steht die Gleichberechtigung der palästinensischen und jüdischen Kinder, der Sprachen und der Kulturen schon sehr im Vordergrund. So sind in den ersten Klassen immer 2 LehrerInnen anwesend, ein arabischer und ein jüdischer. Da besonders die jüdischen Kinder oft nur einsprachig erzogen wurden, ist das auch notwendig.
Die Grundschule in Israel reicht von der ersten bis zur sechsten Klasse, insgesamt besuchen etwa 200 Schüler die Schule in WASNS, wobei in den niedrigen Jahrgängen sehr viel mehr Schüler sind, was unter anderem daran liegt, dass vor 6 Jahren, als der momentane Abschlussjahrgang eingeschult wurde, die Zweite Intifada stattfand und vor allem viele jüdische Eltern ihre Kinder auf jüdische Schulen geschickt haben. Die Schüler von außerhalb des Dorfes machen nämlich inzwischen den größten Anteil der Schüler aus, etwa 90%. Es gibt zwei 1. Klassen, eine große 2. Klasse, zwei 3. Klassen, eine große 4. Klasse, eine 5. Klasse und eine kleine 6. Klasse
Die Schule hat neben dem auch in Deutschland üblichem Unterrichtsangebot, wie Sprachen (Arabisch, Hebräisch, Englisch) Musik, Kunst, Naturwissenschaften, Religion etc. auch Unterricht mit Tieren (in der Schule gibt es einen kleinen „Zoo“, Gartenarbeit (es gibt ein Gewächshaus und Beete draußen) und Kommunikationsunterricht.
Die Aufgaben von Maya und mir sind vom Prinzip eingeteilt in Vor- und Nachmittagsaufgaben. Vormittags hilft Maya hauptsächlich in der Bücherei der Schule. Ich unterstütze zum Einen Voltaire (den Hausmeister) im Zoo oder im Gewächshaus, trage Dinge umher (z.B. hole ich jeden Tag das Essen für den Kindergarten von der Hotelküche), fege den Schulhof, hebe Müll auf, repariere kleinere Dinge, laminiere oder streiche; ich kümmere mich also um alle Dinge, die im Schulalltag so anfallen. Außerdem helfe ich noch Raida im Englischunterricht in der 3. Klasse. Es gibt dort 2 jüdische Jungen, die für ein paar Jahre in den USA waren und deshalb im Englischen dem Rest der Klasse weit voraus sind. Mit den beiden übe ich dann Lesen, Schreiben und Text-Verständnis in Englisch. Nachmittags spiel ich dann zunächst noch Fußball mit der sechsten Klasse, bevor dann der zweite Teil der Arbeit anfängt: nämlich das Putzen der Schule.
Der Unterricht endet um 15.10 Uhr und für gewöhnlich sind auch alle Schüler bis dann da. Wenn die Schüler gegangen sind, fangen wir, d.h. Sophie, Maya und ich, an zu putzen. Sophie ist eine Palästinenserin, die dafür eingestellt ist und bis vor Kurzem war auch noch ein zweiter Palästinenser (Omar) eingestellt. Da aber das gesamte Dorf im Moment wenig Geld hat, da die Groß-Spender, auf die das Dorf angewiesen ist, wegen der Finanzkrise weniger Geld haben und deswegen weniger spenden, hat auch die Schule wenig Geld und musste Omar entlassen.
Geputzt werden die Klassenräume, die Flure und die Toiletten. In den Klassenräumen heißt das: zunächst Stühle hochstellen/Sachen vom Boden aufheben, dann fegen und dann wischen. Auch in den Fluren und Toiletten muss gefegt und gewischt werden und dann müssen noch die Toiletten selbst geputzt werden.
Ich putze normalerweise im neuen Gebäude, das heißt ich mache die Klassenräume der dritten, fünften und zweiten Klasse, den Flur und die Toiletten dort.
Wir sind mit dem Putzen dann meist zwischen 5 und halb 6 Uhr fertig, abhängig davon, wie dreckig es war, ob es geregnet hat oder ab und zu müssen wir auch die Tische in den Klassenräumen abwischen.
Gerade so in der zweiten, dritten, vierten Woche war das relativ anstrengend, Putzen ist ja auch nicht unbedingt meine Lieblingsbeschäftigung, aber inzwischen ist es eigentlich ganz ok. Mit Musik über Mp3-Player während dessen hören hab ich mich in einen ganz guten Rhythmus da eingefunden.
Meine Freizeit ist für mich bisher auf jeden Fall deutlich mehr als ganz ok. Bisher habe ich Jerusalem, Tel Aviv, Jaffa, Betlehem, Beit Jala, Beit Sahour, Ramallah, Taybeh, Tel Dan, Banjas, Mitzpe Ramon, das Tote Meer, die Wüste, Akko und noch so einiges mehr gesehen. Neben vielen historisch interessanten Stätten, netten Stränden und teilweise schöner Natur interessiert mich eigentlich hauptsächlich der Konflikt. Durch Kontakte aus dem Dorf, hauptsächlich über einen politisch sehr aktiven jüdischen Jugendlichen, Yuval, war ich auch schon auf einigen Demos und politischen Aktionen. Da gibt es im Prinzip 2 grundsätzlich unterschiedliche Typen: einmal Demos in Israel und einmal in Palästina (der Westbank). In Israel ist die Wehrdienst Pflicht, wirklich Pflicht und zwar für Jungen 3 Jahre und Mädchen 2 Jahre. Wer nicht in die Armee will, muss verweigern, was allerdings illegal ist. Das heißt, solange man nicht als streng orthodoxer Jude anerkannt wird (was aber kaum möglich ist, wenn es nicht stimmt), oder als Pazifist (was auch sehr schwierig ist, wenn es stimmt), oder von einem Psychiater für unzurechnungsfähig/unbrauchbar für die Armee eingestuft wird, muss man ins Gefängnis.

Wie lange man ins Gefängnis muss, weiß man vorher nicht genau, da man immer für ca. 2-3 Wochen ins Gefängnis kommt und dann erneut verweigern muss. Das Längste, was einige Israelis absitzen mussten, waren 2 Jahre, aber das ist der absolute Ausnahmefall.
In diesem Jahr gehen allerdings auch nur 8 Jugendliche in ganz Israel ins Gefängnis, einer davon ist Yuval am 24. November.
Die Demonstrationen in Israel, die ich bisher besucht habe, waren alle gegen diese Methode der Armee bzw. der Regierung und waren vor Armee Camps und Militärgefängnissen. Vom Prinzip unterscheiden die sich nicht sehr von Demonstrationen in Deutschland, es gibt ein paar Sprechchöre, aber keine Ausschreitungen oder Gewalt von Demonstranten oder Polizei. Meist sind so zwischen 50 und 120 Menschen da.
Die Demonstrationen in Palästina, genauer in Bil’in und Nil’in verlaufen deutlich anders. Hier wird gegen die Mauer und die Besatzung Palästinas protestiert. Bil’in und Nil’in sind 2 arabische Dörfer in der Nähe von Modi’in. Beide liegen ein gutes Stück innerhalb der „Grünen Linie“, der Grenzen, die die UNO anerkennt. Jedoch sind direkt an die arabischen Dörfer israelische Siedlungen gebaut (Modi’in Illit und Hashmona’im), diese Siedlungen sind nach internationalem Recht illegal und um diese Siedlungen zu schützen, wird von der Armee die Mauer gebaut. Die Mauer besteht zum Teil aus einer bis zu 8 m hohen Mauer mit Stacheldraht und zum Teil aus elektronischem Zaun, wird aber einfachheitshalber meist nur Mauer genannt. Die Mauer, sowie sie bereits existiert und noch gebaut werden soll, isoliert zum einen die gesamte Westbank von Israel, zum anderem ist sie aber auch mitten in der Westbank um israelische Siedlungen herum. Im Durchschnitt weicht die Mauer 7 Kilometer von der Grünen Linie ab, natürlich nicht zu Gunsten der Palästinenser sondern über ihr Land, über ihre Felder oder durch ihre Gärten. Dadurch und durch die Siedlungen wird den Palästinensern nicht nur der Platz für jede natürliche Expansion ihrer Dörfer genommen, sondern sie werden oftmals auch von ihren (Oliven-)Feldern abgetrennt, bzw. beim Bewirtschaften der Felder von Siedlern bedroht. Deswegen habe ich auch schon ein paar mal bei der Olivenernte von Palästinensern nahe der Mauer/nahe Siedlungen geholfen.
In Bil’in und Nil’in protestieren die Menschen gegen die Mauer und Besatzung auf wöchentlichen Demonstrationen. Vom Prinzip ist der Ablauf immer ähnlich, das Level der Gewalt schwankt allerdings von Woche zu Woche (in Nil’in ist es „härter“ als in Bil’in). Die Palästinenser des Dorfes sowie Internationale und Israelis treffen sich im Dorf und gehen gemeinsam Richtung Mauer. Dabei werden Sprechchöre auf Arabisch und Hebräisch, selten auch mal auf Englisch gerufen. Irgendwann fängt dann das Militär an mit Tränengasgranaten und gummiummantelten Stahlgeschoßen zu schießen. Die Gummigeschoße dürfen zwar eigentlich nur ab einer Distanz von 40 m und nur auf die Beine benutzt werden, werden aber auch von unter 20 m auf den Kopf benutzt. Und auch das Tränengas ist kein Spaß.
Metallgranaten, die ungefähr 150m weit fliegen, werden öfters auch mal aus 20-30m waagerecht statt senkrecht in die Demonstranten geschossen. Und wenn man nicht direkt getroffen wird, auch das Tränengas kann einen schon außer Gefecht setzen und schon wenig Tränengas (was man immer abkriegt) brennt tierisch und schmeckt abscheulich.
Wer jetzt besorgt um mich ist, dem kann versichert sein, dass bei den Gummigeschoßen „glücklicherweise“ hauptsächlich die Araber ins Visier genommen werden, denn ernsthaft verletzte Israelis oder Internationale will man nicht in den Nachrichten haben.
Um ernsthaft verletzte Araber kümmern sich die Nachrichten leider nicht sehr, weder in Israel noch in Europa.
Diesen Sommer wurden in Nil’in zwei Kinder (um die 12) erschossen. Ein Junge mit einem Gummigeschoß aus nächster Nähe in den Kopf, ein Junge mit „life amunition“ echter Munition.
Man wird halt bei den Demos nicht wie in Deutschland von Polizei überwacht und unter Kontrolle gehalten. Man wird von der Armee bekämpft. Auch in Israel ist der Einsatz der Armee im Inneren des Landes verboten. Aber Palästina ist ja nicht im Landesinneren…
Doch meine Freizeit dreht sich natürlich nicht nur um Politik. Neben den anderen Volontären lernt man auch gut Jugendliche aus dem Dorf oder andere Volontäre oder Leute auf Demos etc. kennen. So hab ich z.B. schon mal mit Marvin und Sebastian bei einer israelischen Frau (die die beiden beim Trampen getroffen haben) in Tel Aviv übernachtet oder auch bei Liam, einem Engländer, den wir in NSWAS kennen gelernt haben, in Beit Sahour. Mit ihm haben wir nicht nur relativ viel sehr gutes palästinensisches Bier (Taybeh) getrunken sondern auch in einer Bar nette internationale und palästinensische Leute getroffen und sehr gut gegessen.
Das Essen ist, ähnlich wie das Wetter, ein weiterer Umstand, der mir an Palästina/Israel sehr gut gefällt. Humus mit Hackfleisch und Pita ist z.B. ein sehr einfaches, schnell zubereitetes und sehr leckeres Essen.
Und 28 Grad Mitte November ist natürlich auch nicht verkehrt (auch wenn die Nächte schon kühl sind).
Es gäbe sicherlich noch einiges mehr zu erzählen, aber an dieser Stelle soll das erstmal genug sein.
Wer mehr lesen will, kann das gerne auf meinem Blog tun (ffdip.blogspot.com), da für gewöhnlich auch in mundgerechteren Happen als dreieinhalb Seiten.
Ganz liebe Grüße und Gottes Segen wünscht euch
Jonathan

Sonntag, 16. November 2008

Nil'in + Jail Party

Am Freitag war ich mit Yuval in Nil'in (dort, wo im Sommer zwei Kinder erschoßen wurden) auf der Demo gegen die Mauer. Es war diese Woche relativ ruhig, unter anderem, weil nen französischer Fernsehsender da war.
Das heißt, bis auf einiges aus Tränengas und Gummigeschossen aus größerer Entfernung und einigen Steinen von den palästinensischen Jugendlichen, gab es keine Gewalt.


Am Samstag waren wir in der Nähe von Tel Aviv an dem Gefängnis, in dem die Mädchen (immer noch) sind, die verweigern. Diesmal wurde ein Generator und ne Musikanlage organisiert, so dass ne kleine Party vor dem Gefängnis statt fand.
Ein Mädchen hat dann auch während dessen aus dem Gefängnis angerufen (Sie dürfen 2 Minuten pro Tag telefonieren) und sich bedankt und war dann über Lautsprecher zu hören.

Mittwoch, 12. November 2008

Wochenende

Letztes Wochenende war wieder relativ voll. Zunächst haben wir am Donnerstag Abend meinen Geburtstag mit einigen Leuten, Lagerfeuer, Bier, Wein, Wodka und anderem auf dem Dach vonner alten Festungsruine nahe Latrun gefeiert, dass war auf jeden Fall sehr nett.
Am Freitag war ich mit Marvin, Yuval und Yuval's Vater in Bil'in. Die Demo war nicht so gut, da relativ früh und relativ viele Steine geworfen wurden und die Demo eigentlich ja friedlicher Protest sein sollte.


Am Samstag haben wir nen Volonteer's Trip in den Norden gemacht.
Zunächst haben wir uns nen bisschen verfahren und sind an die libanesiche Grenze gekommen.

Wenn man genau hinguckt und das Bild vergrößert kann man die libanesische Flagge im Hintergrund erkennen.

Danach waren wir in Banjas und Tel Dan und sind durch den Israelischen National-Park gelaufen. (ganz nett, aber nicht übermäßig groß oder ganz, ganz beeindruckend). Beides auch eigentlich nicht israelisch sondern syrisch, da in den Golan Höhen.
Auf dem Rückweg haben wir dann noch in Tiberias (am See Genezaret) gehalten.
Keine besonders schöne Stadt, war aber wegen der Gesellschaft totzdem ganz lustig.

In Tel Dan

Mittwoch, 5. November 2008

Latrun

Am Montag waren wir mit der ganzen Schule im nahe gelegendem Kloster Latrun, damit die Schüler sich die Olivenernte und Verarbeitung angucken konnten.

Maya und ich sind morgens mit den beiden dritten Klassen und deren Lehrern zu den Olivenfeldern bei Latrun gelaufen.
Dort haben die Kinder dann ungefähr ne Stunde lang Oliven gepflückt.
Ne große Hilfe war das für das Kloster trotz der vielen Kinder wohl nicht, aber den Kindern hats auf jeden Fall Spaß gemacht und ihnen Olivenernte deutlicher näher gebracht als das theoretischer Unterricht je könnte.

Danach sind wir weiter zum Kloster. Da wurde uns gezeigt wie aus den Oliven Olivenöl gemacht wird.
Einen 20 Literkanister ganz frisch gepresstes (vor unseren Augen) Olivenöl für die Schule haben wir dann noch mitgekriegt.

Anschließend sind wir dahin gegangen wo die anderen Klassen auch waren.
Dort wurde dann noch Brot gebacken, gegessen und die Schüler hatten nen bisschen Unterricht. Die anderen Klassen haben während dessen dann Oliven geerntet etc.

Mittwoch, 29. Oktober 2008

Arabisch

Im Rahmen des arabisch Lernens hängt das jetzt in unserer Küche:

Sonntag, 26. Oktober 2008

Wochenende

Dieses Wochenende war relativ voll. Am Donnerstag Abend sind Marvin, Sebastian und ich Liam, einen Engländer, der in Beit Sahour (neben Betlehem) wohnt und arbeitet und den wir kennen, besucht. Wir sind abends in eine Bar/Restaurant gegangen und haben mit einer Dänin, einer Deutschen, zweis Us-Amerikanern, nem Spanier und 2 Palästinensern zusammen gesessen, gegessen und einige Biere getrunken.
Am nächsten Tag haben wir uns mit Liam Betlehem angeguckt und waren auf der Eröffnungs Rede zum Olive Harvest Festival, eine sehr informative Rede über Olivenernte und die Besatzung in Palästina.

Betlehem

So wusst ich z.B. nicht, dass jeder Siedler, der in die Westbank geht, neben Steuererleichterungen und billigen Wohn-/Lebenskosten auch 20.000 Dollar pro Kopf (also auch für Kinder) kriegt. Und das obwohl die Siedlungen nach internationalem Recht illegal sind. 2007 sind übrigens 40.000 neue Siedler in die Westbank gekommen.
Was ich auch nicht wusste war, dass die 8.000 Siedler, die aus dem Gaza-Streifen raus sind (es sind alle raus) 1 Millionen Dollar gekriegt haben, vom israelischen Staat, als Entschädigung. Ob pro Kopf oder pro Familie weiß ich nicht, aber so insgesammt waren es schon so 4-8 Milliardn Dollar für 8.000 Menschen.

Betlehem

Am Samstag sind dann Marvin und ich in die Nähe von Hebron zum Oliven ernten gefahren. Es war da zum Glück sehr ruhig, wir haben weder Siedler noch Army gesehen, letzte Woche wurden in der Nähe von Hebron bei der Ernte einige Leute zusammen geschlagen und andere verhaftet. Gezwungen nach 4 Stunden aufzuhören waren wir trotzdem, und zwar durch den Regen. Man merkt, es wird Winter, es ist nur noch so 24 Grad draußen...

Donnerstag, 23. Oktober 2008

Akko

Am Dienstag hat, was wohl sehr selten vorkommt, das Dorf gemeinsam einen Ausflug gemacht. Es sind so ca 60 Leute ausm Dorf mit gewesen, in einem überfüllten Reisebus und einem Auto. Es ging nach Akko, der Grund waren die Unruhen in den letztenWochen in Akko, die auch in den deutschen Medien waren.
Als wir nach ca. 2 einhalb Stunden Busfahrt um 2 Uhr in Akko angekommen sind, haben wir dann zunächst nen Vortrag über die Lage in Akko aus palästinensischer Sicht gekriegt.
Kurz zusammengefasst: Ein Teil der jüdischen Bewohner in Akko will alle Araber aus Akko raus haben, der Bürgermeister unterstützt das zwar nicht ganz offensichtlich, aber indirekt.
Die letzten Unruhen gingen darauf zurück, dass ein Palästinenser an Yom Kippur Auto gefahren ist. Das wurde die Jahre zuvor allerdings auch gemacht und ist gesetzlich nicht verboten. "Die Juden" haben nur einen Grund für Streit gesucht. Seit dem Beginn der Unruhn wurden einige arabische Häuser ausgebrannt und Familien vertrieben, damit Juden in die überwiegend arabische Altstadt ziehen können.
Nach dem Vortrag sind wir noch durch die Stadt gegangen und haben was gegessen. Also wurde für 5 Stunden Fahrt relativ wenig und vorallem wenig mit politischer Wirkung nach außen getan, aber wir hatten immerhin nen Tag frei ;).


Der Blick von der Stadmauer von Akkos Altstadt.

Montag, 20. Oktober 2008

Olivenernte


Problematik
Viele palästinensische Familien beziehen ihren Lebensunterhalt zum Teil oder ganz aus der Ernte und Verarbeitung von Oliven. Viele der Olivenbäume - in Kaffin beispielsweise 70% - stehen auf dem Gebiet zwischen der Mauer und der Grünen Linie, also auf dem Gebiet, das nach dem Krieg 67 Palästina zugesprochen wurde und das nun von der Mauer illegal von der Westbank abgetrennt wurde. Sowohl zur Ernte als auch zur Pflege der Bäume braucht man natürlch relativ viele Leute, in Kaffin 3000. Um aber auf die andere Seite der Mauer zu kommen braucht man Permissions, Erlaubnisse, die von der Armee mehr oder weniger willkürlich erteilt werden, in Kaffin ungefähr 600 Stück. In anderen Orten innerhalb der Westbank braucht man zwar manchmal keine Permissions, dafür, besonders bei Olivenbäumen, die nahe an Siedlungen sind, werden die Palästinenser von Siedlern angegiffen (mit Steinen beworfen und mit Waffen bedroht/verjagt, gelegentlich auch an- oder erschossen) oder von der Armee nicht zu ihren Feldern gelassen.
Deswegen sind Israelis und Internationale bei der Olivenernte wichtig, zum einen als Hilfe bei der Arbeit, da nur wenige Palästinenser arbeiten können, zum anderen zum Schutz, denn auf Israelis und Internationale wird nicht geschossen (im Normalfall), also als Human Shields.


Palästinensische Familie aus Kaffin

Vorgeschichte
Oktober ist der Monat der Olivenernte und wir als Volontäre wollten da auch auf jeden Fall mitmachen. Es gibt ein paar Israelische Organisationen, die Reisebusse organisieren, um dann gemeinsam zur Olivenernte zu fahren. Letzte Woche Freitag wollten wir in Nilin pflücken gehen, allerdings haben wir es nicht geschafft morgens um 7 von Latrun bis nach Modi'in zu kommen, wo uns der Bus hätte mitnehmen können, also wollten wir diese Woche auf Nummer Sicher gehen und in Tel Aviv übernachten und dann morgens von Tel Aviv nach Kaffin zur Ernte fahren. Einen Platz zum Schlafen hatten wir auf eine Weise gefunden, die auch hier nicht ganz üblich ist: Vor 2-3 Wochen wurden Marvin und Sebastian beim Hitchhiken von einer Frau nach Jerusalem mitgenommen, die in Tel Aviv wohnt. Sie haben sich ein bisschen unterhalten und am Ende hat sie ihre Nummer an die beiden gegeben und gesagt, falls ihr mal nach Tel Aviv kommen wollt, ruft einfach an. Das hat Sebastian dann gemacht und so haben wir (Sebastian, Marvin, ich) dann am Freitag um halb 4 an der Juntion Nashon versucht nach Tel Aviv zu kommen.
Eigentlich wollten wir versuchen zu trampen und falls das nicht klappt den Bus nehmen. Der letzte Bus vor Shabbat war aber schon gefahren, nach 3 Stunden vergeblichen Wartens haben wir dann ein Taxi genommen. Als wir dann in ihrer Wohnung in Tel Aviv ankamen wurde uns zuerst Wein angeboten, danach die 2. Flasche, dann wurden wir bekocht, sind an den Strand gegangen, haben ein paar Bier getrunken, sind zurück gegangen, geschlafen, haben am nächsten morgen Kaffee gekriegt und wurden noch von ihr zur central train station gefahren. Also eine fast unheimliche nette, freundliche Person, wir kannten sie immerhin nur daher, dass sie Mavin und Sebastian mal mitgenommen hatte.


Ernte
Der Bus nach Kaffin ist dann erstmal ne dreiviertel Stunde zu spät (viertel vor 9) los gefahren und auf dem Weg kaputt gegangen. Mit dem Ersatzbus waren wir dann so da, dass wir um 11 Uhr angefangen haben Oliven zu ernten. Es waren ca. 60 Helfer da, die immer in 6-10 Gruppen einzelnen Familien bei der Ernte geholfen haben. Wir haben zusammen mit 2 Israelinnen und einer Italienerin (alle so Ende 20) gepflückt, die Anwälte für eine Human Rights Organisation in Jaffa sind und uns warscheinlich demnächst besuchen kommen. Die Ernte an sich ist nicht besonders anstregend, man zupft einfach die Oliven von den Bäumen und lässt sie auf Folien, die unter den Bäumen liegen, fallen und sortiert dann nachher die Blätter und Äste aus den Oliven, unterbrochen wird das von sehr leckerem Tee, der über Feuer gekocht wird.

Kaffin, das Dorf (10.000 Menschen), dessen Familien die Oliven gehören, arbeitet schon lange mit einem naheliegendem Kibbuz auf israelischer Seite gut und freundschaftlich/friedlich zusammen, beide Seiten haben sich dafür eingesetzt, dass die Mauer auf der Grünen Linie gebaut wird, jedoch ohne Erfolg. Seit (und wegen) des Mauerbaus wurden 3000 Bäume gefällt und verbrannt, die restlichen können nicht gut gepflegt werden, da es nur ein Tor in der Mauer gibt und die wenigen Palästinenser, die zu ihren Bäumen dürfen, statt 20 Minuten 3 Stunden für den Weg zu ihren Bäumen brauchen. Das ganze Dorf verliert durch die Mauer jedes Jahr um die 4.000.000 Schekel (800.000 €).
Wir haben zunächst mit einer Familie gepflückt, die mit ihrer Ernte fast durch war, nachdem wir ihre Ernte zu Ende gebracht haben, sind wir zu einer anderen Familie gegangen und haben dort bis ca. halb 5 Uhr geholfen.



Zurück
Da wir nur durch Naomi, ein Mädchen aus dem Dorf, das auch pflücken war, von der Ernte wussten und keine Mails bekommen hatten, hatten wir uns nichts zu essen mitgebracht. Dementsprechend hungrig waren wir am Ende des Tages.
So um 6 waren wir dann in Tel Aviv und haben den Bus zurück genommen und waren um 8 zurück in Neve Shalom, wo Marvin dann feststellen musste, dass er irgendwo seinen Zimmerschlüssel verloren hatte. Das stellt "zum Glück" nur ein mittelschweres Problem da, weil man alle Fenster hier mit nen bisschen Geschick aufhebeln kann.

Donnerstag, 16. Oktober 2008

Zimmer

Ab heute hat jeder von uns Volontären nen Einzelzimmer, da wir jetzt 2 weniger sind. Am Dienstag ist Faryal und heute Litizia gefahren, ich bin jetzt in Faryals altes Zimmer gezogen, dass ist nen bisschen größer und hat besseren Internetempfang und is von der Aufteilung schöner(hat ne Schräge im Zimmer).
Am Montag war ne (relativ große) farewell party für die beiden:

Dienstag, 14. Oktober 2008

Bilder aus Taybeh


Bea



Taybeh ist ein christlich-arabischer Ort



Faryal

Taybeh Beerfestival



Letzten Samstag waren wir auf dem Taybeh Oktoberfest. Taybeh, ein Bier aus dem palästinensischem Ort Taybeh in der Nähe von Ramallah, ist das mit Abstand beste Bier was ich aus Israel/Palästina kenne.


Liam


Wir (Faryal, Liam, Bea, Sebastian, Ich) sind am Samstag so um 11 Uhr los getrampt und waren so ca. 2 Stunden später in Taybeh. Bei den ersten Bieren haben wir uns dann auf der Bühne abwechselnd arabische Tänze und bayrische Blasmusik (es war ne Gruppe aus Bayern, in bayrischer Tracht da) angesehen.


Von links nach rechts: Hassan, Sami, Shady


Später sind dann noch Rami, Sami, Hassan, Ibrahim, Machmud, Shady, Maya, Litizia und Marvin mit Autos gekommen. Da haben wir dann zuerst noch in größerer Runde zusammen gessesen und gegessen und getrunken.


Ibrahim (der rechte ;))


Als Marvin dann nen wenig angetrunkener war, ist er auf die Bayern zugegangen mit den Worten: "Joa herzlichen Glückwunsch erstmal, dass die CSU soviel verloren hat, bei den letzten Wahlen." Die Bayern waren zwar nich der Meinung, haben aber ganz locker reagiert. Die arabischen Jugendlichen waren besonders von den Hüten fastziniert.



Machmud

Zurück sind wir dann mit den Autos gefahren. Da wir solange am Checkpoint gestanden haben und die Batterie von einem Auto schlapp gemacht hat, musste dann Starthilfe gegeben werden.


links im Hintergrund der Checkpoint, rechts die Mauer

Freitag, 10. Oktober 2008

Checkpoint Bingo

Ein lustiges Spiel, von dem ein Journalist der Frankfuter Rundschau auf ner Demo in Bil'in erzählt hat, ob es wirklich wahr ist, weiß ich nich genau, aber ich denke eigentlich schon.
Es wird angeblich von Soldaten an einigen Checkpoints gespielt.
Am Anfang des Tages gibt der verantwortliche Offizier am Checkpoint eine 4-stellige Zahl durch beispielsweise 9376. Die Soldaten checken dann auf den Pässen der Palästinenser, die sie kontrollieren, die letzten Zahlen. Wenn die Zahlen übereinstimmen, rufen sie Bingo. Der Soldat, der gewonnen hat, kriegt dann einen Tag frei, der Palästinenser wird für 3 Stnden verhaftet.
Ziel des Spiels ist, dass die Soldaten während der Kontrollen aufmerksam bleiben.



Der Eingang zum Checkpoint aus Bethlehem nach Jerusalem.

Samstag, 4. Oktober 2008

There are limits

Heute waren wir (alle Voluntäre zusammen) mit Juvalls Familie (und anderen) auf einer Demo vor dem Militärgefängnis, in dem die 3 Mädchen, die verweigern, gefangen gehalten werden. Der Großteil der Demo bestand daraus, dass Hebräische Sprech-Chöre gerufen wurden, um den Mädchen Mut zu machen.





Wir standen außerhalb der Rückseite des Gefängnises, dort, wo angeblich die Mädchen eingekerkert sind und haben während der ganzen Demo nur ganz kurz 2 Soldaten gesehen und sonst niemanden.
Für die Anfahrt gab es 2 große Reise-Busse, die von der jüdischen Organisation "Es gibt Grenzen" organisiert waren, eine Gruppe von ehemaligen Soldaten, die sich gegen die Besatzung Palästinas stellen.