Mittwoch, 5. August 2009

Rundbrief

Liebe Unterstützer, liebe Freunde und Bekannte,

meine Zeit in Palästina/Israel ist nun fast vorüber. Bevor ich zurück komme, will ich euch mit diesem Rundbrief nochmal kurz auf den neuesten Stand bringen und das ein oder andere kleine Fazit ziehen.
Zunächst zur Arbeit und zu Neve Shalom/Wahat Al Salam als Projekt: Nach 10 Monaten in der Schule, arbeite ich jetzt seit Anfang Juli „im Pool“, wie jedoch auch in der Schule beschränkt sich die Arbeit größtenteils aufs Saubermachen. Nach ca. 11 Monaten Putzen kann ich nun mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass dies nicht der Beruf ist, den ich in Zukunft ergreifen will… Das ich keine interessante Arbeit verrichten werde, war mir aber vorher klar und das war auch mehr oder weniger ok so. Enttäuscht bin ich allerdings von dem Dorf in vielen anderen Punkten, unter anderem davon, wie Volontäre oft behandelt und gesehen werden (nur als billige Arbeitskraft etc.) sowie von den vielen, vielen Konflikten, die es innerhalb des Dorfes gibt. Vor allem gab es einige Probleme mit der Volontärs-Koordinatorin und dem Manager des Dorfes, bei denen uns ein Verhalten entgegengebracht wurde, dass ich komplett unmöglich finde. (Ich möchte das jetzt hier nicht weiter ausführen) Jedenfalls kann ich Wahat Al Salam/ Neve Shalom als Platz für Volontäre nicht weiter empfehlen.
Natürlich gibt es auch viele positive Dinge hier (man kann dem Dorf z.B. zu gute halten, dass die Streitigkeiten eigentlich nie etwas mit dem Konflikt zwischen Juden und Arabern zu tun haben und ich hatte trotz vieler Ärgernisse von der „offiziellen“ Seite eine sehr gute Zeit hier, denn es stand hier für mich nie die Arbeit im Vordergrund, sondern vielmehr die Begegnung mit Menschen (für gewöhnlich außerhalb der Arbeit), sowohl mit Volontären aus aller Welt als auch mit Israelis und Palästinensern. Ich hatte hier nicht nur die Möglichkeit viele interessante Menschen kennen zu lernen sondern auch gleich zwei Kulturen, die jüdisch-israelische und die palästinensische, näher zu erleben.
Viele der Gespräche /Begegnungen… die ich hier hatte bzw. habe, drehen sich um Politik oder finden im Rahmen von politischen Aktionen statt.
Einige Dinge wirken aus der europäischen Perspektive (die ich auch nach der langen Zeit hier noch habe) sehr unwirklich. Beispielsweise war ich mehrmals nachts in Bil’in (ein Dorf in der Westbank, dass mit wöchentlichen Demonstrationen, (erfolgreichen) Klagen und anderen Aktionen gegen die (in diesem Fall selbst nach israelischem Recht, nach internationalem Recht sowieso) illegale Mauer innerhalb ihrer Dorfgrenzen relativ gewaltfrei protestiert). Dort wurden in den letzten Wochen über 20 Jugendliche nachts „entführt“ (von der israelischen Armee verhaftet, ohne Haftbefehl oder ähnliches). Um diese „Verhaftungen“ zu dokumentieren und wenn möglich zu verhindern haben dann Internationale und Israelis aus der Friedensbewegung zusammen mit den Palästinensern aus Bil’in die Nächte dort verbracht und Ausschau nach den Soldaten gehalten. Die Vorgehensweise der Soldaten erinnert ein wenig an ein Nachtgeländespiel des CVJMs, es ist jedoch bitterer Ernst, verbringen die verhafteten Jugendlichen doch 4 Monate im Gefängnis und werden unter Folter (Tritten, Schlägen etc.) gezwungen ihre „Taten“ zu gestehen und weitere Jugendliche zu verraten. Der Vorwurf: Steineschmeißen werfen auf Demonstrationen.
Jedenfalls werden die Soldaten in Gruppen zu ungefähr 20 einige Kilometer entfernt vor dem Dorf abgesetzt. In voller Tarnmontur (inklusive Farbe im Gesicht) schleichen sich die Soldaten dann ins Dorf. Meist kommen die Soldaten zwischen 3:00 und 5:00 Uhr morgens im Dorf an, schleichen sich zu dem Haus, in dem sie ihr „Ziel“ vermuten und brechen dann die Tür auf um denjenigen zu verhaften. Anschließend kommen Militärjeeps ins Dorf und bringen sowohl Soldaten als auch den Verhafteten aus dem Dorf. Das Ziel der internationalen und israelischen Aktivisten ist hauptsächlich Dinge zu dokumentieren (filmen und fotografieren) und durch die Präsenz die Soldaten zu weniger gewaltvollem und willkürlichen Verhalten zu bewegen.
Während der Nächte, in denen ich in Bil’in war, kamen (zum Glück) keine Soldaten, 2 US-amerikanische Aktivisten, mit denen ich relativ viel Zeit verbracht habe, wurden jedoch inzwischen verhaftet und sollen abgeschoben werden. Einer von ihnen, Charlie, wurde direkt in der Nacht, nachdem ich mit ihm zusammen „Nachtwache“ gehalten habe, verhaftet (und zwar so verhaftet, dass ihm dabei eine Rippe gebrochen ist), weil er sich vor den Eingang zu einem palästinensischem Haus gestellt hat. (Diese Dinge sind übrigens nicht Gerüchte, die ich irgendwo gehört hab, sondern Dinge, die ich teils mit eigenen Augen gesehen habe, teils aus erster Hand von Zeugen erzählt bekam. Vieles ist auch auf YouTube zu finden (in Form von Videos), oder auf folgenden Websites: http://palsolidarity.org/, http://www.bilin-village.org/ )

Eine weitere traurige Tatsache, die ich bemerkenswert finde, ist dass die „Szene“ der Israelischen Friedensaktivisten sehr klein ist. Ich würde behaupten, dass ich zumindest 80% der Aktivisten aus der Gegend Tel Aviv - Jerusalem vom Sehen kenne. Gemessen an der Größe der israelischen Aktivisten gibt es allerdings sehr viele Internationale. Das führt dazu, dass man ab und zu zufällig Leute trifft, die man auf irgendwelchen Demos schon mal getroffen hat.
Eine sehr interessante Persönlichkeit haben Marvin und ich während einer Reise nach Ägypten in einem Hostel in Kairo zufällig wieder getroffen. Sie ist eine ca. 70-80 jährige Nonne, die wir während einer Friedenskonferenz in Bil’in getroffen hatten. Eine lange Zeit in ihrem Leben (über 15 Jahre) hat sie in Gaza gearbeitet, wo sie auch im Moment wieder hin wollte. Dazu hatte sie am Folge Tag einen Temin im Ägyptischen Außenministerium. Ihrer Meinung nach ist die Hamas eine harmlose Organisation, die nur den Frieden will und mit ihrer Charta eigentlich nicht mehr wirklich viel zu tun hat. Sicherlich ist diese Bild stark subjektiv geprägt und nicht ganz der Realität entsprechend. Allerdings hat Hamas Israel wiederholt Friedensangebote gemacht und ist zu Gesprächen ohne Vorbedingung bereit. Und dass sie nicht durch und durch islamisch-konservativ ist, zeigt unter anderem, dass sich der Hamas Außenminister (2. Höchster Hamas Funktionär in Gaza) mit Code Pink, einer US-amerikanischen, feministischen-pazifistischen Organisation getroffen hat. Die Leute von Code Pink hab ich kurz darauf getroffen, sie beschrieben die Hamas als sehr freundlich. (Eigentlich wollten sie sich nicht mit Hamas treffen, aber bei so einer Einladung kann man ja auch schlecht ablehnen) Auch einen Brief von der Hamas an Obama (den Code Pink zustellen soll) hatten sie im Original dabei und der klang sehr vernünftig.
Natürlich möchte ich die Hamas nicht verharmlosen, Selbstmord Attentate sind abscheulich und Raketen auf Zivil-Bevölkerung abschießen ist moralisch verwerflich. Aber im Angesicht der (deutlich) zahlreicheren willkürlichen und gezielten Verhaftungen und Tötungen, der Blockade von Gaza, der Besatzung der Westbank und wiederholten kriegerischen Handlungen, bei denen die Kollateral- Schäden in der Zivilbevölkerung so hoch waren, dass man getrost von Massakern sprechen kann, stellt sich mir schon die Frage, welche der gewählten Regierungen (und beide Regierungen sind gewählt) den größeren Terror verbreitet.

Ich erhebe nicht den Anspruch in irgendeiner Weise objektiv urteilen zu können, aber ich habe einige Aspekte der Besatzung, bis hin zum willkürlichen Töten, hautnah miterlebt und kann trotzdem nur ansatzweise verstehen wie es sein muss, dies tagtäglich zu erleben. Und wenn ich von Besetzung, Massakern und Apartheid spreche (und das tue ich, auch wenn die Apartheit nicht wie die in Südafrika ist, ist wenn man die Gesellschaft in dem Gebiet, dass bis 1948 das Britische Mandat für Palästina war, ein System der Rassentrennung nicht von der Hand zu weisen), dann spreche ich nicht einfach so daher, sondern habe mich relativ umfassend mit der jüngeren Geschichte des „heiligen Landes“ beschäftigt.
Wer Dinge anders sieht und/oder Fragen/Kommentare hat kann mich gerne ansprechen (am besten direkt in Persona, wenn ich wieder da bin), ich bin gerne bereit über die Politik im Nahen Osten zu diskutieren.

Liebe Grüße aus Palästina/Israel und Gottes Segen
Jonathan

Montag, 13. Juli 2009

Ägypten

Anfang Juli war ich zusammen mit Marvin für ne gute Woche in Ägypten.
Wir sind über Taba nach Kairo gefahren, waren dort ein paar Tage, sind dann nach Siwa, einer Oase in der Nähe von Lybien, und anschließend über Alexandria und Kairo wieder zurück nach Eilat und dann nach Neve Shalom.
Die gesamte Reise war relativ spontan, wir hatten nich geplant, wann wir wo hin wollten, es hat aber alles ganz gut geklappt, soweit. Allerdings haben wir viele, viele Stunden in Bussen verbracht, was manchmal etwas anstrengend war.
Wer mehr über unsere Reise lesen will, kann das gerne auf Marvins Blog tun: http://volunteerisrael.wordpress.com/, er hat vieles ausführlich und gut geschildert und ich bin zu faul, dass ebenfalls zu tun ;).


Mohamed Ali Mosche, Kairo


Pyramiden von Gizeh




Midan Tahrir, Kairo




Midan Tahrir, Kairo


Quelle in der Wüste, nahe Siwa





Heße Quelle in der Wüste, nahe Siwa


Marvin



Kairo

Mittwoch, 10. Juni 2009

Sommer

Inzwischen haben wir hier wirklich Sommer, das heißt, es ist jeden Tag über 30 Grad, der Pool ist offen und meine Zeit hier ist schon fast vorbei (nur noch 2 Monate).
Die Hitze und der Rest versetzen mich immer mehr in eine eher schreibfaule Stimmung, dazu kommt, dass unser Internet im Moment kaputt ist und dass der Nachbar eher instabil verfügbar ist.

Solange die Schule hier noch keine Ferien hat (1. Juli), werde ich wohl noch weiter in der Schule putzen müssen, danach hoffe ich im Pool arbeiten zu können, aber das steht noch nicht fest.
Am Pool bin ich so eigentlich jeden Tag, es ist wirklich entspannend, vor allem da Shady der Lifeguard und somit der hauptverantwortliche im Pool ist...
Manchmal gehen wir auch abends noch hin:


An Pfingsten hab ich eine kleine Fahrradtour um den See Genezaret gemacht, knappe 70 Kilomerter sind zwar aufm Fahrrad eigentlich keine besonders große Strecke, bei fast 40 Grad ist es jedoch schon sehr anstrengend gewesen.

Letzten Sonntag haben wir (Marvin, Yuval, Zak und Ich) versucht mit Codepink nach Gaza zu kommen. Codepink ist eine amerikanische, feministische und pazifistische Menschrechtsorgnisation und nach dem Krieg in Gaza haben sie vermehrt Delegationen nach Gaza (versucht) zu schicken. Einige Delegationen sind auch nach Gaza gekommen und wurden unter anderem vom Minister of Foreign Affairs der Hamas, dem 2. höchsten Hamas Funtionär in Gaza Empfangen. Von ihm sollte Codepink einen Brief an Obama weiterleiten (nach Kairo), die Übergabe des Briefs an Obama in Kairo hat aber leider nicht geklappt. Der Brief: http://www.commondreams.org/view/2009/06/04

Jedenfalls sind wir vier Samstagabend nach Tel Aviv gefahren. Dort gabs eine relativ große Demo (~1000 Leute) gegen die Blokade von Gaza.

Im Anschluß an die Demo sind wir mit den Codepink-Aktivisten auf eine Bio-Farm in der Nähe von Gaza gefahren und haben dort in Zelten übernachtet. Unter den Leuten von Codepink war unter anderem auch Patch Adams, ein bekannter Arzt/Friedensaktivist aus den USA.
Es waren außerdem einige Aktivisten da, die gerade erst wieder aus Gaza herausgekommen sind (über Ägypten), und die den Orginal Brief von der Hamas an Obama dabei hatten. So ein potenziell historisches Dokument in der Hand zu haben fühlt sich schon besonders an.

Am Sonntagmorgen sind wir dann gemeinsam zu Erez Borde Crossing gefahren und haben versucht über die Grenze zu kommen. Das hat zwar erwartungsgemäß nicht geklappt, aber wir hatten dennoch eine gute Aktion an der Grenze, mit der Israeli Clandestine
Insurgent Rebel Clown Army, Drachenfliegen und Spielgeräten (die für Gaza bestimmt waren) wurde auch für zumindest ein wenig Aufmerksamkeit in den Israelischen Medien gesorgt.

Dienstag, 12. Mai 2009

So, erstmal tut es mir leid, dass ich so lange nichts geschrieben habe, aber ich war relativ beschäftigt und konnt mich nie wirklich aufraffen was zu schreiben.
Am Tag nachdem Bassem erschossen wurde, war seine Beerdigung in Bil'in, es waren wirklich viele Leute da, ich würd so schätzen 1000. Am Abend war dann noch eine Demo in Tel Aviv.

Die Woche darauf war in Bil'in (schon lange vorher geplant) eine (die 4.) dreitägige Konferenz über gewaltfreien Widerstand mit internationalen Referenten und Teilnehmern (unter anderem die Vizepäsidentin des EU Parlaments, eine Freidensnobelpreisträgerin aus Irland, Friedensaktivisten aus Südafrika aus Apartheidszeiten, Salam Fayat, der palästinensische Präsident...)
Marvin hat ausführlich über die Konfernz geschrieben, falls es euch weiter interessiert: http://actionsandwords.wordpress.com/2009/05/01/vierte-internationale-konferenz-zu-graswurzel-protestformen-in-bilin/

Am Freitag war dann zum Abschluß eine wirklich große Demo (für Palästina), mit etwa 600-800 Leuten. Zwischendurch wurde einer der Palästinenser aus Bil'in festgenommen, auf Druck der vielen Demonstranten wurde er jedoch noch während der Demo wieder freigelassen.


Granaten aus einer Maschine, die 30 Geschoße auf einmal feuert.

Marvin und ich haben vor einiger Zeit angefangen zusammen einen Blog zu schreiben, mit mehr politischem Charakter: http://actionsandwords.wordpress.com/

Drei Tränengasgranaten und eine Soundbombe (unten links)

Von den Leuten, die hier sind, gab es auch einige Veränderungen; Maya und Marvin haben beide das Projekt gewechselt und sind jetzt in der Westbank, dass heißt im Moment sind wir zu viert, Diana (USA), Fes (England), Zak (USA) und ich, am Donnerstag soll jedoch noch eine Spanierin kommen.

Freitag, 17. April 2009

Mord in Bil'in

Heute war ich mal wieder mit Fes und Yuval in Bil'in, auf einer Demo gegen die Mauer. Wie gewöhnlich sind wir die Straße zur Mauer (bzw. zum Zaun) gegangen und noch bevor wir ganz angekommen waren, wurden wir auch schon freundlich mit Tränengas empfangen.
Ungefähr seit Beginn des Gaza-Krieges wird von der israelischen Armee eine neue Art von Tränengasgranate benutzt, die bis zu 500m weit fliegt. Vor 5 Wochen wurde in Nil'in Tristan Anderson (38, US-Amerikaner) aus 60m Entfernung von einer Granate am Kopf getroffen und liegt seit dem in Tel Aviv auf der Intensivstation im Koma. Vom israelischen Gesetz her ist es zwar verboten, die Granaten direkt in die Demonstranten zu schießen, aber wie so einige andere Gesetze auch wird das von der IDF (Israely Defense Force) öfters ignoriert. Auch heute wurde wieder ausgiebig direkt in die Demonstranten, also auf uns geschossen.
Eine Granate traf einen Mann aus dem Dorf, Basem Abu Rahme, 29, aus vielleicht 20-30m Entfernung in den Torso. Ich stand etwa 10m entfernt. Als die Schüsse fielen hatte ich mich abgedreht, als ich wieder hingeguckt hab, lag Basem mit blutender Brust auf dem Boden. Es dauerte noch einige Zeit, bis die Israelis den Beschuss einstellten. Die Soldaten hatten angeblich keinen Sanitäter dabei und wollten auch nichts für die erste Hilfe tun, mit einem Auto wurde er aus der "Gefechtszone" gefahren und ist auf dem Weg ins Krankenhaus in Ramallah gestorben.
Ein Video kurz nachdem er weggefahren wurde, es war klar, dass er schwer verletzt ist, aber nicht, dass er sterben würde:

Es wurden auf der Demo heute auch von Seiten der Demonstranten Steine geworfen, jedoch nur von 3-4 Jugendlichen, die etwas abseits standen. Kein Stein hat auch nur annähernd einen Soldaten getroffen.
Morgen ist die Beerdigung und eine weitere Demo, danach schreib ich nochmal mehr.
Weitere Infos über den gewaltfreien Widerstand in Palästina: http://palsolidarity.org/

Mittwoch, 1. April 2009

Vorgarten

Der Baum in unserem "Vorgarten" hat angefagen richtig schön zu blühen:

Sonntag, 29. März 2009

Jaffa

Letzten Donnerstag haben die ersten beiden Klassen einen Ausflug nach Jaffa gemacht und Maya, Fes und ich durften mitkommen. Das hieß, ich durfte von 6.30-8.00 Uhr vorher arbeiten und nachdem wir wieder zurück waren die Klassenräume putzen, die ich sonst auch putzen muss.

In Jaffa haben wir uns dann zusammen ein paar Sachen angeguckt und sind unter anderem auch mit nem Schiff gefahren.
Alles in allem auf jeden Fall ein netter Trip, vor allem für die Kinder.

Nablus

Vor einer Woche am Wochenende war ich zusammen mit meiner Cousine, die im Moment zu Besuch da ist, in Nablus, der 2. größten Stadt in der Westbank.
Wir haben Wafaa, eine Palästinenserin, die Roza dort kennt, besucht und wurden von ihr ein wenig durch Nablus geführt.

Unter anderem haben wir Teile der ältesten Burg von Nablus gesehen, eine alte Manufaktur für Olivenöl-Seife, eine Holzwerkstatt, die früher ein Gefängnis war, eine Gewürzfabrik, den Jakobs-Brunnen und die Altstad.
Unterwegs waren wir mit Wafaa, ihrem Sohn und einer Freundin von ihr.

Der Sohn von Wafaa, Mohammad (Hammody)

An sich ist Nablus allerdings nicht besonders touristisch (außer uns haben wir auch eigentlich niemanden gesehen, der europäisch aussah, und wir sind schon aufgefallen).
Viele von den eigentlich sehenswerten alten Gebäuden in Nablus verfallen leider oder werden überbaut. Die Leute, die wir dort getroffen haben, meinten, dass das von den Israelis so gewollt ist, weil Nablus keine touristische Stadt werden soll.

Dienstag, 10. März 2009

Zwischenseminar

In den letzten 2 Wochen war meine Gastschwester aus dem letzten Jahr, Anna, mit ihrem Freund Johannes bei mir zu Besuch. Es war echt nett sie wieder zu sehen und auch den beiden hat es hier wohl sehr gut gefallen.

Außerdem hatte ich von letzter Woche Montag bis Donnerstag Zwischenseminar in Haifa. Das Seminar hat mir sehr gut gefallen, sowohl von dem Programm, als auch von der Leitung und vorallem den anderen Freiwilligen. Es ging vom Wert schon deutlich darüber hinaus, dass ich eine Woche nicht arbeiten musste und es war interessant von den Leuten aus anderen Projekten zu hören und noch mehr Freiwillige aus Israel/Palästina kennen zulernen.


Heute hatten Maya, Lea (meine Chefin), Rayda und ich ein Gespräch darüber, wie wir uns als Volontäre hier fühlen. Wir haben hier zwar viele Leute kennengelernt, und viel gesehen und gelernt, dass lief jedoch für gewöhnlich außerhalb des Dorfes und auf Eigeninitiative ab. Vom Dorf empfinden wir es eher so, dass wir hauptsächlich als (billige) Arbeitskraft gesehen werden, da wir weder in die Dorfgemeinschaft eingebunden werden noch besonders spüren, dass man unsere Arbeit als Volontäre schätzt. Den Eindruck, den ich (und auch Maya) vom Gespräch gewonnen haben, war, dass das Dorf hauptsächlich Volontäre will, weil sie das Dorf weniger kosten als "normale" Arbeitskräfte und weil die Friends-Organisationen von Neve Shalom (die, die in Europa und USA Spenden sammeln) das gerne sehen.

Naja, Morgen früh um halb 5 kommt aufjedenfall meine Cousine Roza für einen Monat zu Besuch, darauf freu ich mich (natürlich) schon sehr.

Zweiter Rundbrief

Zweiter Rundbrief

Liebe Unterstützer, liebe Freunde und Bekannte,

seit fast 6 Monaten bin ich nun in Israel, das heißt, die Hälfte meiner Zeit hier ist um und mein zweiter Rundbrief ist schon fast überfällig.
Der Konflikt und damit Politik ist in Israel und deshalb auch in meinem FFD sehr zentral, auch in Deutschland war ja zum Beispiel der Gaza Krieg Anfang des Jahres sehr präsent. Deswegen möchte ich einige politische Gespräche mit Palästinensern und Israelis schildern, die ich in letzter Zeit hatte. Die Gespräche sind mir natürlich nicht Wort-wörtlich im Kopf geblieben, aber ich habe versucht nach bester Erinnerung ihre jeweiligen Positionen in kursiver Schrift wieder zu geben.

Reuven Moskovitz ist Mitbegründer von Neve Shalom, hat das Dorf jedoch aufgrund von privaten Differenzen ziemlich zu Beginn wieder verlassen. 2008 hat er seinen 80. Geburtstag in Neve Shalom gefeiert, er ist Holocaust-Überlebender. Er kommt jedoch ab und zu auch so zu Besuch und bei so einer Gelegenheit haben Marvin und ich uns mit ihm über den Krieg und die politische Lage unterhalten. Reuven ist Friedensaktivist und politisch (für israelische Verhältnisse) ziemlich links. Insofern gehört er zu der kleinen israelischen Minderheit von weniger als 10%, die gegen den Krieg in Gaza war: Die Angriffe, bei denen größtenteils Zivilisten umgekommen sind, haben nur den Hass auf Israel geschürt und der Hamas inter- und national Rückhalt in der arabischen Bevölkerung verschafft.
Die Versorgung der Menschen im Gaza-Streifen während (und nach) des Krieges ist noch schlechter geworden, und das obwohl vorher ohnehin schon nur 25% der benötigten Nahrungsmittel, Treibstoffe, Baumaterialien und Wasser durch die Blockade gelassen wurden.

In einem kleinen Landgut nahe Betlehem (Dahers Weinberg), haben wir mit einem der Besitzer gesprochen. Aufgrund der fehlenden Baugenehmigung haben sie weder Strom noch fließend Wasser, während alle Siedlungen rundherum gut versorgt sind. Das dort stattfindende Tent of Nations organisiert Treffen zwischen Palästinensern und Internationalen, wenn möglich auch Israelis:
Wir haben nichts gegen Juden, nichts gegen die Menschen, wir haben nur Probleme mit der Israelischen Politik. Würden die Israelis sehen wie es uns geht, unter was für Umständen wir leben, könnten sie uns besser verstehen. Wenn es Dialog gibt, gibt es Hoffnung auf Frieden.

Maya, Marvin und ich waren bei einer orthodoxen (jüdischen) Siedler- Familie zum Essen eingeladen. Maya wurde beim Trampen von dem Mann mitgenommen und hatte sich so gut mit ihm unterhalten, dass wir sie abends mal besuchen konnten: In Israel streben fast alle, selbst die Rechten, Frieden mit den Palästinensern an, die Palästinenser wollen aber auf kein Angebot eingehen. Wir geben den Palästinensern so viel (Land, Versorgung in Gaza, sogar Waffen für ihre Polizei) und sie sind nie dankbar, wollen immer mehr und schießen auf uns. Es gab nie einen Palästinensischen Staat, gäbe man den Palästinensern die Westbank oder Gaza wären sie immer eine Bedrohung, weil sie Juden hassen. Die Palästinenser sollten mit Geld entschädigt werden und einen neuen Anfang in Jordanien, Ägypten, Syrien, Libanon haben.

Yuval mit dem T-shirt: Smash Israeli Apartheid.


In Bil’in, dort wo die freitäglichen Demonstrationen gegen die Mauer stattfinden, werden die Verantwortlichen öfters von verschiedener internationaler Presse interviewt:
Israel nimmt uns immer mehr von unserem Land, von unseren Feldern weg. Wir wollen keine Mauer und keine Siedlungen, die uns unser Hab und Gut wegnehmen. Wir wollen keine Besatzung, wir wollen einen eigenen Staat. Dafür kämpfen wir gewaltfrei und in Kooperation mit vielen internationalen Helfern.

Mit Yuval, unserem Nachbarn (jüdisch), der verweigert hat in die Armee zu gehen und deshalb ins Gefängnis musste, sprechen wir natürlich auch viel über Politik: Im Gefängnis sind natürlich größtenteils weniger gebildete Leute; bei Kriegsbeginn in Gaza wurden dort die Nachrichten bejubelt, wenn es hieß: wir haben wieder „so und soviel Araber getötet“, das ist schon sehr faschistisch. (Dazu, dass in Deutschland auf einer pro-Gaza Demo eine Israel Flagge an einem nahestehenden Haus von der Polizei entfernt wurde) Ja, ich hasse die (israelische) Flagge auch und hätte versucht sie abzureißen.

An Weihnachten in Bethlehem haben wir einen Palästinenser getroffen, der Hamas wählt. Sein Englisch war relativ schlecht, trotzdem hat er versucht uns zu erklären warum: Fatah besteht nur aus korrupten Leuten, die geben das Geld ihren Familien und kümmern sich nicht um die Palästinenser. In all den Jahren haben sie nichts erreicht, die Mauer, die Besatzung etc. ist alles schlimmer statt besser geworden. Ich bin nicht religiös, aber Hamas kann was erreichen, die setzen sich ein für uns.

Viele der Gespräche fand ich sehr interessant, auch wenn ich einige Positionen nicht teile bzw. sogar stark ablehne, fand ich alle Gesprächspartner mehr oder weniger sympathisch. Viele Friedensaktivisten haben relativ wenig Hoffnung auf eine baldige Lösung des Konfliktes, vielmehr scheint der Frieden immer weiter in die Ferne zu rücken. Nach dem in Gaza die Hamas mit Mehrheit gewählt wurde und auch im Westjordanland die Hamas erstarkt, hat meiner Meinung nach Israel in den Wahlen im Februar 2009 auch nicht für Dialog und Frieden gewählt. Hamas ist zu einem Teil eine islamistische Partei und will Israel zerstören, sie besteht jedoch nicht nur aus ihrem bewaffneten Arm. Die Hamas unterhält auch viele Sozial- Projekte für die Palästinenser und sammelt auch so Sympathien im Volk.
Das Hamas eine extremistische Partei ist, die Frieden schwierig macht, ist -denke ich- fast allen klar. Liebermann’s Partei Yisrael Beiteinu erscheint mir aber keinen Deut besser. Ähnlich faschistisch wie die NPD in Deutschland kam er besonders bei jungen Israelis so gut an, so dass er drittstärkste Kraft in Israel ist. Sein Hass und Verlangen Palästina auszulöschen kann sich mit dem der Hamas meiner Meinung nach ganz gut messen.
Trotz des Rechts-Rucks und des Konfrontationskurs auf beiden Seiten glaube ich, dass Frieden möglich ist, wenn Juden und Palästinenser sich öfter persönlich treffen würden und nicht in einem System, dass Züge von Apartheid trägt, streng getrennt leben und Angst und Groll gegenüber dem unbekannten Feind ganz in der Nähe aufbauen. Treffen zwischen Israelis und Palästinenser werden von immer mehr Organisationen (unter anderem der School for Peace in Neve Shalom) organisiert. Das gibt zumindest einen Hoffnungsschimmer.


Natürlich gibt es von meinem FFD nicht nur Politisches sondern auch Persönliches zu berichten. Die Arbeit, die ich verrichte, hat sich noch einmal ein wenig geändert, ein gewöhnlicher Arbeitstag von mir sieht in etwa so aus:
6.30: Aufstehen, Malka, eine Erzieherin des Kindergartens, aus einem Nachbardorf abholen.
9.30: Anfang der Arbeit in der Schule, Schulhof fegen und Müll aufsammeln bis
12.00: Essen für den Kindergarten bringen, kleine Reparaturen erledigen und was sonst so anfällt
13.30: Mittagspause
14.30: Putzen der Klassenräume und Toiletten
~16.30: Fertig
Alles in allem keine besonders spannenden Aufgaben, ich höre mir meistens Hörbücher über Mp3 Player beim Putzen an, dann ist es durchaus o.k.

Neben der Arbeit unternehme ich sonst relativ häufig was zusammen mit den anderen Freiwilligen und ein paar Jugendlichen aus dem Dorf. Ein kurzes Update was für Volontäre im Moment da sind: Marvin (deutsch), Maya (deutsch), Sebastian (deutsch), Sonia (Schweiz), Diana (USA), Elana (USA) und Fes (England). Wir sind also in letzter Zeit noch ein paar mehr Leute geworden. Wir gucken öfters mal Filme zusammen, kochen, haben politische oder religiöse Diskussionen, gehen mal in einen Pub, machen „volunteer’s trips“ etc. und gehen natürlich auf Demonstrationen.

Vom Wetter her entspricht es hier im Moment (meistens) einem schönen Frühlingstag in Deutschland, je nach Region (Eilat, im Süden), auch schon einem netten Sommertag. Im Februar im Meer schnorcheln ist schon eine nette Sache und auch der letzte Regen für dieses Jahr (bis Oktober oder so) sollte in den nächsten Wochen fallen.



Ich bete dafür, dass Gott die Herzen der Menschen anrührt, die Hass empfinden, die frustriert und verbissen sind. Der Herr schenke die Fähigkeit und Geduld und Liebe, die andere Seite des Konflikts zu hören und zu erkennen, dass sich hinter der Fassade des Feindes Menschen verbergen, die es verdient haben ein würdevolles, gleichwertiges Leben in Frieden und Freiheit zu führen.

Der Herr segne und behüte euch

Jonathan

„Wer sagt, hier herrscht Freiheit, der lügt. Freiheit herrscht nicht“. Erich Fried


Montag, 23. Februar 2009

4 Jahre Bil'in

Am letzten Freitag war das 4 jährige Jubiläum der Demonstrationen in Bil'in.
Seit 4 Jahren wurde dort jeden Freitag gegen die Mauer demonstriert.
Diese Woche waren wegen des Jubiläums besonders viele Leute da, 300 würde ich schätzen.


(Mehr oder weniger) Eine kurze Zusammenfassung des Videos:
In Bil'in wird seit 4 Jahren jeden Freitag friedlich demonstriert, gegen die Mauer, die Besatzung und die Apartheid. Inzwischen haben auch andere palästinensische Dörfer angefangen regelmäßig nach dem gleichen Prinzip zu demonstrieren wie in Bil'in demonstriert wird: friedlich und in enger Zusammenarbeit mit Internationalen und jüdischen Israelis.
Bil'in könnte ein Modell werden für die ganze Westbank, so dass größere Sensibilität für die Besatzung und eine friedliche Antwort darauf geschaffen wird, und das sowohl in Israel, als auch in Palästina und International.
Protest (wenn er weit verbreitet ist), sowohl in Form von Demonstrationen als auch in Form von Boykott, kann dort Probleme angehen wo die Interationale Gemeinschaft bisher versagt hat.

Eilat

Letztes Wochenende haben wir einen Volontärs-Trip nach Eilat gemacht. Eilat ist ganz im Süden Israels, direkt am Roten Meer, an der Grenze zu Jordanien und Ägypten.
Von Neve Shalom sind das ungefähr 4 Stunden Fahrt, da wir aber schon um kurz nach 6 losgefahren sind, hatten trotzdem fast nen ganzen Tag bei knapp 30 Grad am Meer.

Auch Schnorcheln konnte man in dem Wasser sehr schön, um das festzuhalten fehlt mir nur leider das Unterwassergehäuse für die Kamera.

Von unter Wasser sieht man viel mehr, größere und buntere Fische.

Samstag, 7. Februar 2009

Frühling


Obwohl wir ja erst Anfang Februar haben, ist der Winter, sofern man davon hier überhaupt sprechen kann, inzwischen zurückgeblieben.
Bei inzwischen bis zu 25 Grad mittags hat man so ungefähr das, was in Deutschland schönes Wetter im Mai ist. Auch die Pflanzen hier sind sich dessen bewusst und blühen...

Botschaftsempfang


Letzten Sonntag hat die deutshe Botschaft in Tel Aviv als Dankeschön für allen deutschen Volontäre einen "Empfang" gegeben.
Dazu war eine Bar in Tel Aviv angemietet worden.

Um 8 Uhr ging es los, wir waren erst so um 20 nach 8 da, als wir kamen waren bestimmt schon knapp 100 deutsche Volontäre in der dafür eigentlich zu kleinen Bar.
Irgendwas Offizieles, eine Ansprache etc. gab es nicht, dafür aber freie Getränke und Essen, von der Botschaft bezahlt. (wenn auch teilweise mit relativ langen Wartezeiten)

Wir haben einige Leute getroffen, die man von diversen Begegnungen schon kannte, alles in allem ne nette Party. Marvin und ich haben dann auch ne gute Stunde mit dem Botschafter diskutiert. Er weicht wohl persönlich ein wenig von der Position der Bundesregierung ab, ist aber trotzdem noch sehr pro-Israel. Mir schien es aufjedenfall so, dass ihm die vielen Konfrontationen mit Fakten über das Leiden des Palästinensischen Volkes (die Marvin und ich ihm "an den Kopf geworfen haben") eher unangenehm waren, er hat immer kurz die Position der Bundesregierung dazu gesagt, dann ein wenig was Abschwächendes dazu gesagt und dann versucht auf andere Themen zu kommen. Politiker eben...

Dienstag, 20. Januar 2009

Ein Deutscher, ein Engländer und ein Gazianer (ein Einwohner Gazas) sterben unerwartet.
Deprimiert über das Unglück, sich nicht verabschieden zu können, fragen sie den Teufel, ob es da nicht eine Möglichkeit gäbe, noch einmal kurz mit ihrer Familie zu sprechen.
Klar, sagt der Teufel, es gibt ein Telefon. Die Gebühren allerdings, müssen mit Jahren im Fegefeuer, entsprechend der Telefondauer bezahlt werden.
Der Deutsche ruft an, spricht mit seiner Frau und seinem Sohn und verabschiedet sich. Er braucht 5 Minuten. Das kostet ihn 2 Jahre Fegefeuer.
Der Engländer ruft an, spricht mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. Er braucht 10 Minuten, es kostet ihn 4 Jahre Fegefeuer.
Der Gazianer ruft an. Arabisch ist bekanntlich eine blumige Sprache und um sich von seinen 14 Kindern und seiner Frau zu verabschieden braucht er 2 Stunden.
Es kostet in ein halbes Jahr Fegefeuer.
Der Deutsche und der Engländer beschweren sich. Dass der Teufel nicht gerecht sei, wäre ja bekannt, aber so unfair?
Wieso unfair, fragt der Teufel, ihr habt schließlich ein Ferngespräch geführt, seins hingegen war ein Ortsgespäch.

Montag, 19. Januar 2009

Waffenruhe

In Gaza gibt es nun eine Waffenruhe, zum Glück. Leider erst viel zu spät, 1300 Menschen sind getötet worden, nach Meinung einiger ein richtiges Massaker.
Zum Beispiel nach der Meinung von Ruven Moskovitsch. Mit dem 80 jährigen Holocoust-Überlebenden und Neve Shalom Mitbegründer haben Marvin und ich uns heute spontan getroffen, weil er im Dorf war. Er war sehr traurig und erbost über den Krieg und das Morden in Gaza.
Als Jude, der fließend deutsch spricht und bekannter Friedensaktivist, wurde er in der Vergangenheit öfters von deutschen Medien interviewed. Seiner Aussage nach allerdings nicht mehr, seit dem 2. Libanonkrieg 2006. Dort hatte er sich der israelischen Regierung und Bevölkerung gegenüber sehr kritisch geäußert und war im Interview "abgewürgt" worden.

Trotz seiner 80 Jahre haben wir ihn auch auf Friedensdemos in Tel Aviv getroffen, die während des Kriegs häufig stattfanden.

(Foto von Marvin)
Dieses Wochenende war politisch auch wieder voll Aktivität.
Die Menschenrechts-Organisation "Physicians for Human rights" (Ärtzte für Menschenrechte) hat die Erlaubnis gekriegt, einen LKW mit Hilfsgütern nach Gaza zu schicken. Um den LKW zu begleiten und gegen den Krieg, im Besonderen die Tötung von Medizinern, zu demonstrieren, sollten gemietete Busse aus Tel Aviv, Jerusalem, Taibeh und Beer Sheva sich treffen und den LKW bis zur Grenze geleiten, um dort zu demonstrieren.
Marvin und ich saßen im Bus von Jerusalem.
In Ashqelon wurden die Busse dann allerdings alle einzeln abgefangen und jeweils von 2-5 Streifenwagen an verschiedene Tankstellen eskortiert.
Dort wurde dann zunächst den Busfahrern ihr Führerschein weggenommen und die Leute festgehalten. Den Versuch, mit öffentlichen Verkehrsmitteln/Taxis zur Grenze zu kommen, hat die Polizei ebenfalls unterbunden.

Alles, obwohl die Demo eigentlich legal war und der normale Verkehr passieren durfte.
Schließlich wurden wir dann noch bis Jerusalem zurück eskortiert und durften erst in Bell's Garden in Jerusalem aussteigen.

Am Samstag war uns größerer Erfolg beschert.


Den Tag über sind Marvin, Sawsan, Maya, ich und Diana, eine neue Volontärin, die Donnerstag gekommen ist, in den Norden gefahren. Dort hat Sawsan uns die Dörfer um ihr Heimatdorf gezeigt, Dörfer aus denen 1948 Palästinenser vertrieben wurden.
Das war sehr interessant.


Sawasn

Am Abend waren dann Marvin, Sebastian, Sonia und ich auf einer Demo gegen den Krieg in Tel Aviv/Jaffa. Im Gegensatz zu den meisten Demos hier, war dies eine Demo bei der gelaufen wurde. Dadurch und durch die Größe, ich würde so 2000 Menschen schätzen, war die Dynamik und Atmosphäre der Demo besser als sonst und trotzdem friedlich.
Durch den Krieg haben sich einige im Dorf politisch (wieder) hochgerappelt und so waren auch einige Bewohner aus Wahad al Salam da. Unter anderm auch Shady, der, bevor der Krieg ausgebrochen war, noch auf keiner Demo war und durch die Umstände und vielleicht auch den Einfluß von Yuval, Marvin und mir sich deutlich politisiert hat.

Wie meistens waren übrigens etwa 80% der Demonstranten Juden, daher nur ein geringer Teil arabisch. Anti-Jüdische Sprüche, wie auf einigen deutschen Demos wohl gefallen sind, gab es also nicht, dafür neben vielen palästinensischen Flaggen auch eine israelische.

Donnerstag, 15. Januar 2009

غزة

Salam al Leikum,

In Gaza herrscht Krieg. Mehr als 1000 tote Palästinenser, 13 tote Israelis, über 4000 Verwundete.
Das ganze spielt sich nicht mehr als gute 50 km von hier, von Wahat al Salam/Neve Shalom, ab.

Ich möchte keine Schuld zuweisen, sowohl Israelis als auch Palästinenser wachsen meiner Meinung nach in Verhältnissen auf, die sowohl die Bomben auf, als auch die Raketen aus Gaza nachvollziehbar machen. Nichts desto trotz halte ich beides für falsch, halte ich jede einzelne Gewalttat, ob Rakete oder Bombe oder Blockade für falsch.

Frieden ist das aktive Streben nach der Abnahme von Gewalt, Ungerechtigkeit und Hass.

Selig sind die, die Frieden stiften. Die Wege Frieden zu stiften sind vielfältig, sei es im Gebet, in Form von Spenden, in der persönlichen Begegnung als auch in der Form von Friedensdemonstrationen.

Für die von euch, die in Mülheim und Umgebung wohnen, bietet sich da am kommenden Samstag eine Möglichkeit, hier eine Einladung, die ich von meiner Mutter weiterleite:

Shalom und Salam,

zu einer Aktion des Friedensforum Mülheim gegen den Krieg in Gaza wollen wir uns Samstag (17.01.09) treffen, und zwar um 11.30 Uhr an der Friedenstreppe (Bachstr.). Ein paar Aktionsplakate liegen für interessierte Teilnehmer bereit, friedliche Plakate können aber auch mitgebracht werden.

Dort werden Infos gegeben zur Aktion. Ein paar Texte leiten ein "Schweigen" ein, das von dem Glockengeläut der Petrikirche begleitet werden soll.

Um ca 12.15 Uhr geht es dann über die Schlossstr. zum KurtSchumacherPlatz. Dort soll um einen Olivenbaum eine Menschenkette gebildet werden.

Ende ca 13.15 Uhr, Info Tische und Unterlagen für eine Unterschriftensammlung stehen bereit.

Drop words, not bombs!

Liebe Grüße

Gerda

Es würde mich freuen, wenn sich der ein oder andere dazu einladen lassen würde.

Für die, die besorgt um mich sind: obwohl Gaza nur 50 km von hier entfernt ist, kriegen wir nur durch die Nachrichten vom Krieg zu hören. Hier ist es sicher.

Gottes Segen (und ich hoffe ihr habt diese etwas längere und politische Mail ganz gelesen ;-)

Jonathan



Im Frieden

"Schwere Zeiten"
sagte das Blei zum Studenten
"Wie sich's trifft"
sagte das Blut zum Stein
"Ohne Sorge"
sagte die Ruhe zur Ordnung
"In Gottes Namen"
sagen die Träger zum Sarg

Erich Fried

Freitag, 9. Januar 2009

Besuch

Über Silvester hatte ich eine gute Woche Besuch von meinem Bruder, Annika und Sonia.
Da wir uns zusammen ein Auto gemietet hatten, konnten wir relativ viel unternehmen. Hier einige Ausschnitte aus unserem Urlaub:
Zunächst sind wir nach Eilat gefahren, die südlichste Stadt Israels, direkt am Roten Meer in Sinai. Dort war es noch gute 20 Grad warm, so dass man noch gut am Strand essen, schwimmen, sitzen... konnte.

Einer der Höhepunkte der Reise war hier aufjedenfall das Kamelreiten. Ein ganz anderes Gefühl und deutlich höher als auf einem Pferd oder nem Esel. Übernachtet haben wir eine Nacht in einem Hostel.

In Bethlehem, haben wir uns die Geburts- und Weihnachtskirche angeguckt und dann sind wir (hauptsächlich Annika und Sonia) noch ein wenig shoppen gewesen und haben mit einem Tuchhändler, den ich ein bisschen kenne, Tee getrunken.
Silvester haben wir Falaffel gekocht und gegessen und zusammen mit einigen Jugendlichen ausm Dorf gefeiert.
Am Samstag haben wir dann in Jerusalem eine Alternative-Tour gemacht: das heißt, wir hatten einen Führer, wurden aber nicht hauptsächlich zu den historischen Stätten der Altstadt, sondern zu jüdischen Siedlungen in der Altstadt geführt. Da die Führung von einem Juden und tendenziell gegen die jüdischen Siedlungen war, war sie ausgewogen kritisch, informativ und meiner Meinung nach lohnenswert.

Schließlich waren wir noch im Toten Meer schwimmen und haben uns die Qumran-Höhlen angeschaut. Das Schwimmen im Toten Meer ist aufjedenfall eine spannende Erfahrung: Wasser, dass sich nicht verhält wie Wasser, sondern einen automatisch oben schwimmen lässt.

Alles in allem haben wir schon relativ viel gemacht und auch viel über Politik geredet, die drei sind schließlich einen Tag nach Kriegsbeginn in Gaza hier angekommen. Trotz der relativen Nähe (~60 km) hat man außerhalb von Gaza, also haben wir, (fast) nichts direkt vom Krieg mitbekommen, sondern nur durch Nachrichten etc.
Die Zeit war trotzdem sehr schön und es hat mich sehr gefreut, dass die drei da waren.